Zehntausend Schritte am Tag – das galt lange als goldene Regel für ein gesundes Leben. Doch ein neuer Trend aus Fernost stellt dieses Prinzip infrage: Japanisches Gehen (auch „Japanese Walking“) kombiniert zügiges und langsames Gehen im Wechsel – und ist dabei effektiver als der reine Fokus auf Schrittzahlen. Das bestätigt auch Richard Neuper, leitender Physiotherapeut am Salzkammergut Klinikum Bad Ischl.
„Bereits bei 30 Minuten pro Einheit soll japanisches Intervallgehen spürbare Auswirkungen auf Blutdruck, Ausdauer und auch das psychische Wohlbefinden haben“, erklärt Neuper. Das Prinzip ist einfach: Drei Minuten flotter Schritt, gefolgt von drei Minuten gemütlichem Gehen – das Ganze mindestens eine halbe Stunde lang und viermal pro Woche. Wichtig sei der Wechsel, nicht die absolute Schrittanzahl. Das schnelle Gehen sollte fordernd sein („eine Unterhaltung wird schwierig“), das langsame dafür bewusst entspannend.
Effektiver als 10.000 Schritte – mit weniger Zeitaufwand
Was zunächst nach einem minimalistischen Trainingskonzept klingt, basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ein japanischer Arzt erforscht seit über zehn Jahren die Wirkung gezielter Gehprogramme – speziell für Menschen mittleren und höheren Alters. Sein 2007 veröffentlichtes Experiment zeigte: Intervallgeher verbesserten Fitness, Beinkraft und Blutdruck deutlich mehr als Menschen, die gleichmäßig ihre täglichen 8000 Schritte absolvierten. Und: Das Sterberisiko sank stärker – mit weniger täglichem Zeitaufwand.
Der Mythos der 10.000 Schritte – ein Marketing-Erfolg
Interessant: Die bekannte „10.000-Schritte-Regel“ stammt ursprünglich nicht aus der Medizin, sondern aus der Werbung. In den 1960er-Jahren brachte ein japanischer Hersteller einen Schrittzähler mit dem Namen „10.000-Schritte-Zähler“ auf den Markt – und der griffige Slogan blieb hängen. Heute weiß man: Menschen über 60 profitieren bereits ab 6.000 bis 8.000 Schritten täglich. Jeder zusätzliche Schritt zählt – aber es kommt auf die richtige Bewegung an.
Fazit: Wer in kurzer Zeit viel für seine Gesundheit tun will, sollte dem Japanischen Gehen eine Chance geben. Die Mischung aus Bewegung und bewusstem Rhythmus bringt Körper und Geist in Balance – ganz ohne Fitnessstudio.