Wenn Thomas Gottschalk ein Buch präsentiert, darf eines nicht fehlen: sein unverwechselbarer Auftritt. Doch statt glamouröser Showtreppe ging es dieses Mal eher pragmatisch zu – durch die Lifttür des Thalia in der Wiener Mariahilferstraße betrat der Entertainer die Bühne. Und obwohl der 74-jährige Show-Titan längst nicht mehr in den grellen Lichtern des Fernsehens auftritt, zieht er nach wie vor die Massen an. Fans und Presse drängten sich, um den Mann live zu erleben, der mit seinem neuen Buch „Ungefiltert“ einen weiteren Streich im Kampf gegen den Zeitgeist gelandet hat.
Gut gelaunt und mit gewohntem Schalk im Nacken, plauderte Gottschalk über sein Werk, in dem er sich über 319 Seiten lang mit Themen wie Gendern und der Generation Z auseinandersetzt. Ein breites Spektrum, das ihm den einen oder anderen bissigen Kommentar über den Wandel der Gesellschaft entlockt. Doch Gottschalk wäre nicht Gottschalk, wenn er nicht auch über sich selbst lachen könnte. „Mir wird Altersstarrsinn vorgeworfen,“ scherzt er, „aber gefiltert war ich nie.“
Die Mischung aus Weisheit und Wortwitz ist es, die Gottschalk auch nach all den Jahren im Rampenlicht so sympathisch und zugänglich macht. In Wien zeigte er sich gewohnt locker und reflektiert: „Früher habe ich geredet und dann nachgedacht, heute mache ich es manchmal andersherum.“ Diese Selbstironie ist genau das, was ihn so faszinierend macht – auch, wenn er sich nicht immer mit den Strömungen der modernen Gesellschaft anfreunden kann.
Mit „Ungefiltert“ gibt Gottschalk erneut den scharfsinnigen Beobachter, der es versteht, aktuelle Themen humorvoll, aber auch kritisch zu hinterfragen. Doch wer jetzt denkt, er sei zum alten Griesgram geworden, liegt falsch. Denn auch wenn er nicht mit allem einverstanden ist, behält Gottschalk stets eine charmante Leichtigkeit, die seinen Worten Gewicht verleiht – ohne dabei verbissen zu wirken.
Für seine Fans bleibt er der unterhaltsame Entertainer, der sich selbst nicht zu ernst nimmt und immer noch mit einem verschmitzten Lächeln das Publikum zum Lachen bringt. Ein bisschen „Altersstarrsinn“ schadet da also ganz und gar nicht – im Gegenteil, es macht Thomas Gottschalk nur noch spannender.